Haarmänner, Hurensöhne und ihre Folgen

  • Allerdings zeigen mir die vielen Kommentare, die einfach nur auf Kinds Recht am eigenen Haus abstellen, dass ich da ein hoffnungsloser Romantiker bin.


    Gute Selbsteinschätzung ;)


    Ungefähr im gleichen Umfang, wie ich mit dir in Sachen wünschenswerter Vielfalt und Toleranz d'accord gehe, bin ich im Laufe der Jahre von "Herrschenden" enttäuscht worden, dies ebenso wertzuschätzen. Ich sehe nicht, wo MK motiviert ist Vielfalt im Stadion zu schätzen - noch nicht mal, warum er sich im Rahmen eines Fußballsspiels mit Nicht-sportlichen Themen auseinandersetzen sollte.
    Die Frage, ob ein Fußballstadion ein gesellschaftpolitischer Raum ist, würde MK sicher nicht entsprechend unserer Wahrnehmung beantworten.

  • Die Frage, ob ein Fußballstadion ein gesellschaftpolitischer Raum ist, würde MK sicher nicht entsprechend unserer Wahrnehmung beantworten.

    Da schließe ich mich gleich mal an. Auch für mich ist das Stadion vornehmlich nicht ein gesellschaftspolitischer sondern ein Raum für das geilste Spiel der Welt.

  • Unabhängig davon, dass es doch gar nicht mehr um die Fahne gehen sollte, liegt in dem Zitat ein entscheidender Denkfehler.


    Die Nutzung oder der Verzicht der Fahne ist keine Angelegenheit mehr, die die Fans bestimmen. Daher ist es auch untauglich, den Verzicht als Gegenleistung der Fans anzubieten.


    Der Verein sorgt völlig humorlos dafür, dass die Fahne nicht mehr erscheint. Das Ding ist durch. Wird sie dennoch wieder eingeschmuggelt, werden weitere Disziplinarmaßnahmen gegen die Fans kommen.


    Denkfehler hin oder her, ich will doch nur das Stadionverbot aufheben lassen. Das könnte m.e. so klappen.

  • Da frage ich mich natürlich, wer hier der Romantiker ist, Lord Jerry.


    Sicherlich ist das Stadion vor allem anderen der Platz für Fußball, aber längst nicht nur. Der Unterschied zwischen einem Fußballspiel und einem Event ist das Begleitpaket. Und Kind muss der Ansicht, dass es sich bei einem Stadion auch um einen gesellschaftspolitischen Raum, gar nicht zustimmen, um mir mit Werbung für Bundeswehr, Pausenclowns, Aufrufen zu Spenden für Wasser in Afrika, etc. zu signalisieren, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liege.


    Fußball ist der Anlaß, aber der Rest ist nicht mehr trennbar.
    Bunte Vielfalt findet er toll, solange sie in seinen Kram passt. Trikotragende Winkelementeschwenker, die klatschen und jubeln, aber bitte keine eigene Meinung haben, die am Ende auch noch abweicht! Und vor und nach dem Spiel bitte ganz viel Merchandising kaufen.

  • Da schließe ich mich gleich mal an. Auch für mich ist das Stadion vornehmlich nicht ein gesellschaftspolitischer sondern ein Raum für das geilste Spiel der Welt.


    Natürlich nicht - wir gehen ja zum Fußball und nicht zur Gesellschaftspolitik. Aus irgendeinem Grund hat sich in mir dennoch die Überzeugung gehalten, das nichts, aber auch gar nichts im öffentlichen Raum stattfindende losgelöst von gesellschaftlichen Bezügen betrachtet werden kann.

  • Die Frage ist doch, ob irgendjemand im Stadion die Hoheit über Meinungen haben darf.


    Hannover 96 würde gar nicht in der heutigen Form existieren, wenn es uns Fans nicht gäbe.
    Wir zahlen Eintrittsgelder, GEZ-Gebühren, Sky-Abos, Getränke- und Bratwurstpreise und kaufen uns Trikots und andere Devotionalien.
    Wir finanzieren die Gewinnausschüttungen der Gesellschafter und die Gehälter der Angestellten von Hannover 96.


    Wenn überhaupt jemandem die Meinungshoheit im Stadion zusteht, dann uns selbst!
    Denn wir sind die Kunden (um es im Jargon von Martin Kind auszudrücken)!


    Wenn Martin Kind das anders sieht, sollte er sein Glück in China suchen.
    Für demokratische Strukturen fehlt dem Präsidenten leider jedes Verständnis.

  • Nach dem nun einige Vereine (HSV, BVB, Pauli, etc.), denen Fanbelange wirklich wichtig sind, bereits in den letzten Tagen ihre Fans über das Treffen am 27.09. bei der DFL unterrichtet haben, dürfte jetzt auch dem letzten klar werden, dass es Hannover 96 ganz sicher nicht mehr um die Haarmann-Fahne geht/ging, sondern diese lediglich den Auslöser, wenn nicht sogar nur den Testlauf darstellen sollte.
    Leider hat es Hannover 96 bis heute noch nicht für notwendig erachtet, seine Fanvertreter diesbezüglich auf den neusten Stand zu bringen, was bei der DFL vor sich gegangen ist.


    Am 13.12. soll demzufolge bei der DFL darüber abgestimmt werden, ob die Vereine bei der kommenden Lizensierung u.a. folgende Dinge mit unterzeichnen:


    - Vorgegebener Fankodex der für die Fans geltend ist. Fangruppen/Organisationen die nicht unterzeichnen, erhalten keine Privilegien mehr in Bezug auf Choreografien, Fahnen und Kartenkontingente.
    - Eine Komission „Sicheres Stadionerlebnis“ ohne Beteiligung von Fanvertretern
    - Änderung/Überprüfung der SV-Aufhebungsverfahren nach Einstellung gem. §170 II
    - Erweiterung der Karten-AGB um Vertragsstrafen, so dass z.B. auch Geldstrafen beim Verstoß gegen die Stadionordnung ausgesprochen werden können.
    - Einschränkung des Kartenverkaufs an Gästefans.
    - Einrichtung von Containern für Körperkontrollen an den Eingängen


    Dazu noch weitere Maßnahmenvorschläge, die nach der Abstimmung ausgearbeitet und an den DFB und die Politik gegeben werden sollen.
    U.a. auch vereinfachte/uneingeschränkte Datenweitergabe usw.


    Bereits kommentiert auf einem Fanblog des FC St. Pauli

  • Die Meinungshoheit, interessant, hatte ich auch schon mal im Fokus, gell ExilRoter ;) ?


    Ich sehe dass leider so, wer dem Anderen die Meinungshoheit abspricht, sie aber für sich proklamiert, leidet an Selbstüberhöhung! Denn meine Weisheit liegt darin, dass die Sportler nicht spielen weil es Zuschauer gibt, sondern es gibt Zuschauer weil Sport veranstaltet wird!


    1998er
    Womit wir die nächste Stufe, die der Verein nun betreten wird / muss, schon vorfristig erreicht haben. Es ist im Übrigen eine Stufe die man nicht übersprigen darf, als Verein, das betreten ist nicht nur erwünscht, sondern vorgeschrieben! man darf sich gerne fragen warum man all diese Dinge verabschieden will, warum man sie für notwendig erachtet, aus den Fingern gesogen, ausgedacht, erträumt hat man sie ja nun nicht, oder?

  • Allerdings. Mir fallen aber aufgrund steigeneder Zuschauerzahlen und sinkender Zahlen von Festnahmen, Ermittlungsverfahren und Stadionverboten keine wirklichen Beweggründe ein.

  • Willst Du mir eine Zwangsläufigkeit in der Eskalation verkaufen, Stammspieler?
    Das ist doch lächerlich!


    Das Wort heißt übrigens reklamieren, re.

  • Ich finds immer etwas schwierig, auf das Recht auf demokratische Verhältnisse im Stadion zu pochen, vielleicht ist gerade das auch etwas zu sehr romantisch. Das Hausrecht einer Kapitalgesellschaft oder einem kleinen Konzern wie 96 es samt seiner Stadiongesellschaft etc ist gibt ja grundsätzlich her, das erlaubt ist was gefällt. Hat der Hausherr keine Lust auf Vielfalt, kann er nach Belieben Vorschriften erlassen oder entsprechend ändern, was ihm genehm ist und was nicht solang er das entsprechend kommuniziert. Wie zielführend das ist, ist die Frage. Will man in Richtung Fifa gehen, die teilweise ihre "Kunden" dazu gezwungen hat, große Nike-Embleme auf ihren Shirts zu verdecken, damit der große Sponsor sein Alleinstellungsmerkmal im WM-Stadion durchsetzen kann? Das ist doch grob gesagt die Frage, die sich stellt. Kann sein "Event" so auf Dauer funktionieren? Oder setzt sich das Gesamt-Erlebnis Stadionbesuch neben dem reinen Spiel dann langfristig doch noch aus anderen Faktoren zusammen, die eben nicht so leicht kalkulierbar und vor allem gesteuert beeinflussbar sind? Was sich in Deutschland ziemlich deutlich herauskristallisiert hat in den vergangenen Jahren ist doch gerade die bunte Mischung im Hinblick auf viele Nachbarländer. Nur guter Fußball reicht nicht um die Stadien zu füllen und die permanente Euphorie zu entfachen, siehe Spanien, das große Geld, Investorentum und entsprechend viele Einschränkungen um einem längst veralteten Problem Herr zu werden, reicht auch nicht. Nur Fanatismus alleine bringt auch keinen Huszti zurück und baut ein Stadion, in dem man keine Angst haben muss, dass der Block unter einem wegbröckelt. Ein Hannover 96 ohne aktive Fans (und nicht nur solche die das mal ein paar Spiele versuchen und dann wieder tatmüde werden, sondern solche die jahrelang an allen Ecken und Enden fanrelevant schrauben) funktioniert vielleicht bei Highlightspielen wie gegen Dortmund und das auch nur phasenweise, wenn das Spiel an sich auch wirklich alles Drumherum übertrumpft, aber gerade wir sollten doch wissen, dass unsere derzeitige Phase alles andere als Normalität ist und auch die eiskalten 2:3s vor halbleeren Rängen irgendwann zielsicher wiederkehren werden. Und dann ist Hannover halt auch im Stadion wieder wir früher, langweilig, grau und trist. Wer halt immer wieder das "gesamtgesellschaftliche Ereignis" predigt und gerade damit wirbt (der deutsche Fußball stolz wie Oskar, gerne im Ausland) der darf sich nicht inkonsequenterweise nur die Rosinen rauspicken und denken, dann bleibt ja alles wie es ist.

  • Denn meine Weisheit liegt darin, dass die Sportler nicht spielen weil es Zuschauer gibt, sondern es gibt Zuschauer weil Sport veranstaltet wird!


    Diese Sportler spielen ganz sicher, weil es Zuschauer gibt. Sind immerhin Profis - wer würde sie sonst bezahlen?

  • Ich finds immer etwas schwierig, auf das Recht auf demokratische Verhältnisse im Stadion zu pochen, vielleicht ist gerade das auch etwas zu sehr romantisch. Das Hausrecht einer Kapitalgesellschaft oder einem kleinen Konzern wie 96 es samt seiner Stadiongesellschaft etc ist gibt ja grundsätzlich her, das erlaubt ist was gefällt. Hat der Hausherr keine Lust auf Vielfalt, kann er nach Belieben Vorschriften erlassen oder entsprechend ändern, was ihm genehm ist und was nicht solang er das entsprechend kommuniziert. Wie zielführend das ist, ist die Frage. Will man in Richtung Fifa gehen, die teilweise ihre "Kunden" dazu gezwungen hat, große Nike-Embleme auf ihren Shirts zu verdecken, damit der große Sponsor sein Alleinstellungsmerkmal im WM-Stadion durchsetzen kann? Das ist doch grob gesagt die Frage, die sich stellt. Kann sein "Event" so auf Dauer funktionieren? Oder setzt sich das Gesamt-Erlebnis Stadionbesuch neben dem reinen Spiel dann langfristig doch noch aus anderen Faktoren zusammen, die eben nicht so leicht kalkulierbar und vor allem gesteuert beeinflussbar sind? Was sich in Deutschland ziemlich deutlich herauskristallisiert hat in den vergangenen Jahren ist doch gerade die bunte Mischung im Hinblick auf viele Nachbarländer. Nur guter Fußball reicht nicht um die Stadien zu füllen und die permanente Euphorie zu entfachen, siehe Spanien, das große Geld, Investorentum und entsprechend viele Einschränkungen um einem längst veralteten Problem Herr zu werden, reicht auch nicht. Nur Fanatismus alleine bringt auch keinen Huszti zurück und baut ein Stadion, in dem man keine Angst haben muss, dass der Block unter einem wegbröckelt. Ein Hannover 96 ohne aktive Fans (und nicht nur solche die das mal ein paar Spiele versuchen und dann wieder tatmüde werden, sondern solche die jahrelang an allen Ecken und Enden fanrelevant schrauben) funktioniert vielleicht bei Highlightspielen wie gegen Dortmund und das auch nur phasenweise, wenn das Spiel an sich auch wirklich alles Drumherum übertrumpft, aber gerade wir sollten doch wissen, dass unsere derzeitige Phase alles andere als Normalität ist und auch die eiskalten 2:3s vor halbleeren Rängen irgendwann zielsicher wiederkehren werden. Und dann ist Hannover halt auch im Stadion wieder wir früher, langweilig, grau und trist. Wer halt immer wieder das "gesamtgesellschaftliche Ereignis" predigt und gerade damit wirbt (der deutsche Fußball stolz wie Oskar, gerne im Ausland) der darf sich nicht inkonsequenterweise nur die Rosinen rauspicken und denken, dann bleibt ja alles wie es ist.


    Sehr treffend.


    Sollte das wirklich so verabschiedet werden (wovon man ja leider ausgehen muss), glaube ich kaum, dass eine lebendige und freie Fankultur in Deutschland noch lange existiert. :sauer:


    Aber schön am 13.12. verabschieden... :kopf:

  • Danke 1998er,
    genau in diese Richtung fährt der Zug!
    (Auch wenn einige schlichtweg zu stumpf sind, das zu begreifen...)


    Ich denke die wenigsten die Du meinst sind zu stumpf um dies zu begeifen.


    Dem einen Teil ist es egal, kann man drüber denken was man will.


    Der andere Teil, hier zähle ich mich zu, ist der Meinung, dass die Aktionen die Fahrt des Zuges ehr befeuern als ihn aufzuhalten.


    Und ein kleiner Teil ist dann doch zu Stumpf.


    Das Beispiel mit dem Zug passt im übriegen sehr schön. Wenn ich verhindern möchte das ein Zug sein Ziel erreicht habe ich nicht so viele möglichkeiten.
    - Zug anhalten, ist vielleicht kurzfristig möglich, aber die Gefahr das er wieder fahrt aufnimmt ist immer gegeben
    - Zug zum entgleisen bringen, sehr Radikal und aufwendig, wird nicht viel beführworter geben
    - Zug auf eine alternative Strecke schicken, hierbei muß man erst mal schauen wo soll er hin, sind entsprechnede Weichen und Gleise vorhanden, was muß entsprechend umgestellt werden wo muß noch was geplant und gebaut werden (sprich scheiß viel arbeit und planung, man muß sich aber gedanken machen was möglich ist wie wie man es erreichen kann)

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  • - Vorgegebener Fankodex der für die Fans geltend ist. Fangruppen/Organisationen die nicht unterzeichnen, erhalten keine Privilegien mehr in Bezug auf Choreografien, Fahnen und Kartenkontingente.
    - Einrichtung von Containern für Körperkontrollen an den Eingänge

    Bitte was??? Wir sehen uns beim OSV.....am Baum....langsam reichts auch mal....