Ehe und Partnerschaft

  • Wenn einem jemand nach einem Jahr "Beziehung" nicht die eigene Adresse gibt, ist das schon ein sehr deutliches Warnzeichen. Ich würde das alles sehr direkt ansprechen und ihr dringend empfehlen, sich professionelle Hilfe zu suchen. Man kann parallel auch erst mal einen gemeinsamen Urlaub anstreben mit getrennten Hotelzimmern oder einer Ferienwohnung mit zwei Räumen. Vielleicht ergibt sich bei längerem Beisammensein das Bedürfnis nach größerer Nähe doch.

  • erstmal find ich das bockstark, dass du hier sehr offen darüber spricht. wie ist das denn so, habt ihr einen gemeisamen freundeskreis, mit dem ihr auch mal zusammen was unternehmt? gibt es gemeinsame hobbys oder interessen bei euch? kennt sie deine familie?

  • Egal was du machst, geh' auf jeden Fall vorsichtig an die Sache heran. Jede Angst hat ihre Ursache und wer weiß, was ihr mal widerfahren ist. Da sind schnell mal alte seelische Wunden wieder aufgerissen.


    Von der Schilderung her fühle ich mich an eine ehemalige Kollegin erinnert, die mal vor ihrer Haustür von einem Bekannten "überrascht" und anschließend vergewaltigt wurde. Seither rückt sie ihre Adresse auch nicht mehr heraus und vermeidet es, an nicht-öffentlichen Orten allein mit Männern zu sein.

  • Wow.

    Nach einem Jahr nicht mal die Adresse des „Partners“ zu kennen ist heftig.

    Respekt an Dich, dass Du das bis heute so mitmachst. Dir scheint sehr, sehr viel an ihr zu liegen. Vielleicht ist das eine Basis (also Deine Gefühle) für DAS Gespräch mit ihr.


    Ich wünsche Dir viel Glück und hoffe für Dich, dass Deine Gefühle auch nur annähernd erwidert werden.

  • C96Brand, Respekt auch von mir! Finde stark, dass Du Dich drauf eingelassen hast.


    Ein Freund von mir war mal drei Jahre mit einer Frau zusammen, die nicht mit ihm geschlafen hat. Die Situation war komplett anders, sie war damals auch bei ihm eingezogen. (Bei uns, um genau zu sein, ich hatte mit ihm eine WG.) Erst, nachdem Schluß war, weil sie gegangen war, hat er mir das erzählt. Hat mich von den Socken gehauen. Und ich möchte dazu sagen, dass das ein extrem gut aussehender Typ war, der dieses gewisse Etwas hat, was viele Frauen interessiert. Sobald der wieder Single und auf Piste war, haben sich bei ihm die Frauen die Klinke in die Hand gegeben.


    Diese Treue war vielleicht das großartigste, was er je gemacht hat, ihre Grenzen zu respektieren und trotzdem dabei zu bleiben. Und diese Grenzen hatten auch 'Geschichte'. Jedes krasse Verhalten hat einen Grund, ohne es damit entschuldigen zu wollen.


    That being said: Da stimmt massiv was nicht, gerade aufgrund der Merkmale, die Dahl hier hervorhebt. Und ich denke, es ist auch müßig, darüber zu rätseln, was, oder das zu psychologisieren. Ich würde vorschlagen, dass Du Dir klar machst, was Du tust, wofür Du es tust und was Deine Bedürfnisse sind. Letztere solltest Du schon auch artikulieren, aber ich würde jede Form von Ultimatum vermeiden.


    Vielleicht schafft sie es ja, wenn ihr es hinkriegt, die Sache respektvoll und fürsorglich zu thematisieren, sich selber klarer zu werden, was sie will. Und dann kann man gemeinsam drüber reden, was sie braucht, um dahinzukommen und wie Du sie unterstützen kannst.

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • Ja, den Gedanken hatte ich auch schon, dass eine Verbesserung nur mit professioneller Hilfe möglich sein könnte. Aber wie soll man einem Phobiker DAS so positiv beibringen, dass er/sie einsieht, dass es allein nicht geht und er/sie sich nicht weiter verschließt?! Bindungsangst ist ein äußerst persönliches Phänomen über das man nicht so einfach reden kann wie z. B. über Spinnenangst (nur um ein simples Beispiel zu nennen). Da könnte man irgendwie mit Humor darüber reden, aber bei Bindungsangst ist die Angelegenheit doch irgendwie zu ernst, vorallem als Partner der Betroffenen...


    Danke für deine offenen Worte. Aber Bindungsangst? Vielleicht liegt da was ganz anderes vergraben, was diese Schutzhaltung hervorruft. Diese Situation ist existenziell für euch in eurer Beziehung. Euch scheint ja was dran zu liegen bei der Zeit von einem Jahr Beziehung. Und auch für sie, egal wie es mit euch weiter geht, gibt es nur den Weg, aus diesem Hamsterrad rauszukommen. Sie muss das doch, genauso wie dich, wahnsinnig machen, da kannst du sicher sein.

  • Erst einmal vielen Dank für die Vielzahl der Kommentare hier und per PN in der kurzen Zeit!


    Egal was du machst, geh' auf jeden Fall vorsichtig an die Sache heran. Jede Angst hat ihre Ursache und wer weiß, was ihr mal widerfahren ist. Da sind schnell mal alte seelische Wunden wieder aufgerissen.


    Von der Schilderung her fühle ich mich an eine ehemalige Kollegin erinnert, die mal vor ihrer Haustür von einem Bekannten "überrascht" und anschließend vergewaltigt wurde. Seither rückt sie ihre Adresse auch nicht mehr heraus und vermeidet es, an nicht-öffentlichen Orten allein mit Männern zu sein.

    Wow.

    Nach einem Jahr nicht mal die Adresse des „Partners“ zu kennen ist heftig.

    Respekt an Dich, dass Du das bis heute so mitmachst. Dir scheint sehr, sehr viel an ihr zu liegen. Vielleicht ist das eine Basis (also Deine Gefühle) für DAS Gespräch mit ihr.


    Ich wünsche Dir viel Glück und hoffe für Dich, dass Deine Gefühle auch nur annähernd erwidert werden.

    Wenn einem jemand nach einem Jahr "Beziehung" nicht die eigene Adresse gibt, ist das schon ein sehr deutliches Warnzeichen. Ich würde das alles sehr direkt ansprechen und ihr dringend empfehlen, sich professionelle Hilfe zu suchen. Man kann parallel auch erst mal einen gemeinsamen Urlaub anstreben mit getrennten Hotelzimmern oder einer Ferienwohnung mit zwei Räumen. Vielleicht ergibt sich bei längerem Beisammensein das Bedürfnis nach größerer Nähe doch.

    Zitat von niedersachse1896

    Danke für deine offenen Worte. Aber Bindungsangst? Vielleicht liegt da was ganz anderes vergraben, was diese Schutzhaltung hervorruft. Diese Situation ist existenziell für euch in eurer Beziehung. Euch scheint ja was dran zu liegen bei der Zeit von einem Jahr Beziehung. Und auch für sie, egal wie es mit euch weiter geht, gibt es nur den Weg, aus diesem Hamsterrad rauszukommen. Sie muss das doch, genauso wie dich, wahnsinnig machen, da kannst du sicher sein.

    Für mich selbst ist das alles ja auch nicht so einfach zu verstehen gewesen bisher. Ihr Verhalten über diesen langen Zeitraum zu akzeptieren und dennoch immer weiter zu machen, fällt mir auch nicht immer ganz leicht. Wenn man nicht weiß, womit man es zu tun hat, versucht man es immer wieder vergeblich, das Glück auf seine Seite zu ziehen, selbst wenn man nur kleine Schritte versucht zu gehen. Seit ich jetzt angefangen habe, mich aktiv mit dem Thema "Bindungsangst" auseinanderzusetzen, fällt es mir mehr oder weniger wie Schuppen von den Augen. Aus früheren Äußerungen von ihr habe ich ein angespanntes familiäres Verhältnis mit ihrem schon länger verstorbenen Vater in Erinnerung. Nach dem was ich nun gelesen habe, könnte es hier einen Zusammenhang sowohl zu ihrer Angst, als auch dem Fernhalten von ihrer Wohnung sein. Ich hatte immer nur geglaubt, sie schäme sich einfach nur dafür, dass sie mit ihrer Mutter noch unterm gleichen Dach lebt. Das sehe ich jetzt ein wenig mit anderen Augen.


    @ Chris: Ich denke nicht, dass sie Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht hat. Ausschließen kann ich das natürlich aber nicht, ohne sie dahingehend näher zu befragen. Das würde ich aber erstmal nicht tun, solange sich in diese Richtung keine Anzeichen finden.


    Dahl : Solch einen Urlaub habe ich ihr tatsächlisch schon mal vorgeschlagen. Aufgrund ihrer Angst ist jegliche Planung aber im Sande verlaufen und wird es vermutlich wieder, solange das Thema nicht hinreichend besprochen ist.



    erstmal find ich das bockstark, dass du hier sehr offen darüber spricht. wie ist das denn so, habt ihr einen gemeisamen freundeskreis, mit dem ihr auch mal zusammen was unternehmt? gibt es gemeinsame hobbys oder interessen bei euch? kennt sie deine familie?

    Morgen an Silvester sind wir tatsächlich das erste Mal (!) zusammen mit ihrer besten Freundin unterwegs zu einer Party. Was bislang oft versucht und nie umgesetzt werden konnte. Ich hoffe inständig, dass ich die Gelegenheit nutzen kann, mit ihrer Freundin mal das eine oder andere Wort zu wechseln oder zumindest Kontaktdaten austauschen kann. Da ich sie aber eben bisher nur aus Erzählungen kenne, bin ich da auch noch ein bisschen vorsichtig.


    Zitat von ExilRoter

    That being said: Da stimmt massiv was nicht, gerade aufgrund der Merkmale, die Dahl hier hervorhebt. Und ich denke, es ist auch müßig, darüber zu rätseln, was, oder das zu psychologisieren. Ich würde vorschlagen, dass Du Dir klar machst, was Du tust, wofür Du es tust und was Deine Bedürfnisse sind. Letztere solltest Du schon auch artikulieren, aber ich würde jede Form von Ultimatum vermeiden.


    Vielleicht schafft sie es ja, wenn ihr es hinkriegt, die Sache respektvoll und fürsorglich zu thematisieren, sich selber klarer zu werden, was sie will. Und dann kann man gemeinsam drüber reden, was sie braucht, um dahinzukommen und wie Du sie unterstützen kannst.

    Was meine eigenen Belange betrifft, bin ich mir zum Glück im Klaren. Darüber mache ich ihr gegenüber auch keinen Hehl daraus, sodass sie weiß wofür ich stehe und was ich will und bin. Das war immer mal wieder Thema zwischendurch, weil ich ihr Problem mit unserer Beziehung zuerst ganz anders verortet hatte. Aber das ist ganz offenbar nur eines der Symptome und nicht der Grund für das Chaos hier. Zum letzten Absatz: Ich habe schon das Gefühl und die Ahnung von vielen Gesprächen, dass sie eigentlich ziemlich genau das Gleiche will wie ich auch, nur dass ihre Angst ihr den Weg dahin versperrt. Und klar will ich sie so gut es nur geht unterstützen, ihre Angst zu überwinden. Auch wenn der Weg lang und steinig sein dürfte, habe ich die Hoffnung, dass das uns beide weiter bringt und dann vieles besser läuft.

  • So verlockend es auch ist:

    Den Weg, etwas durch die Freundin zu erfahren, finde ich problematisch. Das ist nunmal ihre "Vertrauensperson", und könnte leicht belastet werden.

  • Der gemeinsame Party-Besuch ist allerdings eine gute Idee, zumal Silvester für sie wenig Anlass bieten dürfte, vor Mitternacht zu gehen, Ihr also etwas mehr an gemeinsamer Zeit haben werdet. Die beste Freundin würde ich nicht auf die Probleme ansprechen, vielleicht kommt sie zu einem anderen Anlass von selbst darauf zu sprechen. Jedenfalls könnte die Initiative ein Hinweis sein, dass sie etwas für Eure Beziehung tun möchte.

  • Das Jahr geht ja richtig gut los... Sie hat mich allein auf der Party in für mich fast fremder Umgebung zurück gelassen, da sie mit ihren Freunden im Auto zu ihr nach Hause mitgenommen werden konnte. Für mich hieß das dann eben 1 Stunde mit Öffis allein quer durch die "schönsten" Gegenden des Ruhrgebiets zurück nach Hause.


    Ich bin so dermaßen sauer, dass sie (meine Freundin) das so eiskalt durchgezogen hat. Wie ich nach Hause komme, egal. Dass es DIE Gelegenheit war zusammen Neues zu wagen, völlig egal.


    Der Abend bis dahin war eigentlich ganz schön für ihre Verhältnisse. Und ihre beste Freundin meinte obendrein von sich aus in einer ruhigen Minute, dass ich meiner Freundin gegenüber unbedingt für klare Verhältnisse sorgen und mir nicht alles bieten lassen sollte. Ich hatte das gar nicht angesprochen, sondern es kam von ihr aus. Die merkt also selbst auch, dass etwas ganz offensichtlich nicht stimmt.


    An einer Fußgängerampel wurde zu allem Überfluss 1m hinter mir auch noch ein Fußgänger von einem Auto angefahren (englische Autofahrerin hat die grüne Fußgängerampel beim Abbiegen übersehen). Hätte genauso gut mich selbst treffen können. So habe ich nur den Knall und die Schreie hinter mir gehört und dann den Notruf abgesetzt. Dem Fußgänger geht es zum Glück den Umständen entsprechend gut, wohl etwas am Knie und am Kopf mitbekommen, aber bei vollem Bewusstsein und offensichtlich keine größeren Schäden erlitten. Den Tag lang dürften sie ihn aber wohl im Krankenhaus dabehalten.


    Prosit Neujahr!