Für mich ist diese Saison gelaufen. Ich habe am Samstag weder das Spiel gesehen, noch Radio gehört und nach dem erfolgreichen Kauf eines Motorrades das Ergebnis mit einer Gleichgültigkeit zur Kenntnis genommen, die mich im Nachhinein erstaunt hat. Für mich ist diese Situation jetzt das Ergebnis jahrelanger Fehlentscheidungen. Aber das haben wir in diversen threads schon mehrmals durchgekaut.
Immer wenn in den vergangenen Jahren ein "Traditionsklub" wie der 1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach oder Eintracht Frankfurt abgestiegen ist, hat sich das schon frühzeitig angekündigt und mir als Fussballlaien wurde recht schnell deutlich warum das passierte. Das konnte ich immer gut analysieren und die Knackpunkte lagen auf der Hand. Wenn ich jetzt mit dem gleichen Blick auf 96 schaue, sehe ich nicht einen Anhaltspunkt, der mir Hoffnung auf den Klassenerhalt macht. Wenn es spielerisch nicht reicht, muss eine geschlossene Mannschaft mit kämpferischer Leistung überzeugen. Bei uns - Fehlanzeige.
Das was sich Mannschaft nennt, ist ein Ansammlung Spieler, die bestimmt irgendwo ihre Stärken haben, sie aber nicht abrufen (können). Die Mannschaft ist schlecht zusammengestellt. Der Hauptgrund liegt selbstverständlich an der jahrelangen Abwesenheit sportlicher Kompetenz in diesem unserem Konstrukt. Führungsspieler sind nicht vorhanden oder wollen es nicht sein. Neue Spieler wirken nicht integriert. Durch die Trainerwechsel gibt seit einigen Jahren kein kontinuierliches Spielsystem, in dem sich die Spieler gemäß ihren Fähigkeiten entwickeln können und konnten. Es gibt nicht die eine Schraube die man drehen kann, und dann läuft es wieder. Es sind zuviele Schrauben und der Schaden, der jahrelang angerichtet wurde ist zu groß.
Deshalb ist der Abstieg folgerichtig. Und er erschreckt mich schon garnicht mehr, macht mich auch nicht traurig. Als Fan (erst ca. 2002) nehme ich den Wechsel in die 2. Liga als neue Erfahrung an, wie ich das auch mit dem Wechsel in die Euroleague gemacht habe. Es wird für mich eine Vermehrung von Erlebnissen und Erfahrungen werden. Und wenn damit die Rückkehr von Erfolgserlebnissen und einer Mannschaft, mit der ich mich identifizieren kann einhergeht, kann ich dem noch etwas Positives abgewinnen.
Neben der Hoffnung auf positive Emotionen in der Zukunft gibt es noch einen Punkt, der mir diese Saison nachhaltig retten würde. Und das wäre der Aufstand der Fans und Mitglieder bei der MV im April. Denn das Scheitern dieser Mannschaft geht einher mit dem Scheitern eines Konstruktes.
Es hat sich gezeigt, daß die Alleinherrschaft einer Person, ob es nun Martin Kind oder sonstwer ist, früher oder später zum Scheitern verurteilt ist. Alles was Erfolg bringt - ein Kampf um die besten Konzepte, die Freiheit Ideen zu entwickeln und Handlungsspielräume zu haben - wurde eliminiert. Unter diesen Verhältnissen bekommt man die Besten. Anfangs hatte ich das Vertrauen in Martin Kind, daß er das alles gestalten kann. Ich stelle fest, das hat er nicht getan und - was eigentlich absehbar gewesen wäre- , er ist den Weg eines Wildmosers, Roth, Löring, Finke usw., um bei unserer Branche zu bleiben, gegangen. Und er will diese Einbahnstrasse auch noch fest zementieren.
Wenn es einen passenden Zeitpunkt gibt Martin Kind und seinem Konstrukt die Rote Karte zu zeigen, dann jetzt. Auch wenn mir noch nicht so ganz klar ist, in welchem Umfang wir als Fans und Mitglieder unser 96 zurückholen können, schon aus reiner Selbstachtung sollten wir auf der MV Farbe bekennen und unseren Gestaltungsspielraum - so klein er auch sein mag - nutzen und uns als kritischer aber auch als konstruktiver Teil von 96 präsentieren. Es geht mir hierbei nicht um die Abrechnung mit der Person Martin Kind, es geht mir um die sichtbare Ablehnung seines Konstrukts und seine Zementierung eines Alleinherrschers von "Fangesellschafters" Gnaden. Ich wünsche mir, daß sich genügend kluge und kompetente Helden und Heldinnen finden, die sich der Schlacht um Mittelerde stellen und es genügend Reiter von Rohan gibt, die sie dabei unterstützen.