Kenan Kocak

  • Ich habe das hierher gezogen, weil es um den Trainer geht, sachlich geschrieben und Diskussionsstoff bietet.


    Wenn man schon einen Vergleich Slomka - Kocak anstellt , dann müßte man schon früher anfangen, also bei der Ausgangslage und der Zielstellung und der damit verbundenen Zielstellung.


    Als Slomka im Sommer übernommen hat kam er mit der Referenz, dass er damals 96 aus fast aussichtloser Lage in der Bundesliga gehalten hat und daraufhin die erfolgreichsten Jahre von 96 der jüngeren Vergangenheit folgten. Kein Trainer danach hat es mehr geschafft, 96 in den Europapokal zu führen. Slomka kannte 96 gut und die Verantwortlichen von 96 (und auch die Öffentlichkeit) kannten Slomka gut. Kritik an Slomka gab es höchstens aufgrund seines Auftretens und der Befürchtung, dass es wieder eine desolate Auswärtsschwäche geben könnte. Man hatte also Slomka wieder, war zufrieden und zuversichtlich. "Was soll da schon schiefgehen ?" Über solche Sache wie Taktik wurde nicht groß nachgedacht, hatte man doch den Trainer, der die legendäre 10-Sekunden.Regel erfunden hatte und damit sogar überregional Aufmerksamkeit bekommen hat. Geschweige denn wurden sich Gedanken über Basics wie Standardsituationen, Zweikapfverhalten oder Spielaufbau gemacht. Wird schon klappen - immerhin sind wir Hannover 96, der Bundesligaabsteiger, dem der sofortige Wiederaufstieg doch das letzte Mal auch gelungen ist (Im Gegensatz zum HSV !). Dieses Gemisch aus Selbstzufriedenheit und Selbstüberschätzung war Gift. Es dauerte viel zu lange, bis bei den Spielern und bei Slomka das Einsehen kam, dass die Realität ganz anders war, als man sich das so schön vorgestellt hat. Dann war es auch nicht mehr möglich, den Hebel umzulegen, vergleichbar mit einem Spiel, wo der Favorit überheblich diverse Chancen fahrlässig liegen läßt, in Rückstand gerät und es nicht mehr schafft, eine Wende zu schaffen (obwohl die Qualität dazu da wäre). Bei 96 kam verschärfend dazu, dass die Qualität gar nicht in dm Maße vorhanden war/ist, wie man selbst es meinte.


    Die Folge war der Absturz in den Tabellenkeller und damit ein böses Erwachen. Die Vorstellungen von der schönen heilen Fußballwelt mit dem Erfolgstrainer Slomka platze und auch da brauche man zu lange, um dies zu realisieren.


    Dann wurde der Trainerwechsel vollzogen, was sicher für Schlaudraff auch nicht ganz einfach war, selbst wenn er diese Entscheidung nicht selbst treffen konnte/mußte.


    Die Zielsetzung und die Erwartungshaltung an Kocak ist eine völlig andere: Er soll aus diesem abgestürzten und vormals selbstzufriedenen Haufen, der von Slomka und Kind (Schlaudraff) zusammengestellt wurde wieder eine Mannschaft formen, die aus dem Keller raus kommt. Die Erwartungshaltung ist also viel niedriger als sie bei Slomka war. Außerdem war Kocak in Hannover eher unbekannt. Ich denke, auch Kocak kannte nicht viel von 96, außer das allgemein Zugängliche. Von Selbstüberschätzung war keine Spur mehr, statt dessen herrschte Verunsicherung und Orientierungslosigkeit.


    Nehmen wir das Beispiel "Standards": Slomka hätte keiner dafür gelobt, wenn im normalen Rahmen Standards gefährlich gewesen wären und Tore daraus entstanden wären. Genauso wenig wäre Slomka dafür gelobt worden, wenn Heimsiege erreicht worden wären. Das setzte man ( auch ich ) als selbstverständlich voraus für eine Mannschaft, die voll mit Bundesligaspielern ist und das Ziel hat, oben mitzuspielen. Jetzt wird Kocak genau dafür gelobt. Finde ich auch ok und richtig, aber ist eben auch ein Zeichen der gesunkenen Erwartungshaltung ( für die die Auftritte mit Slomka als Trainer gesorgt haben).


    Festzuhalten ist, dass Kocak vieles anders und damit besser macht als Slomka. Natürlich ist der Zeitraum zur Beurteilung von Kocak noch recht kleine, aber man kann doch schon deutlich sehen, dass es insgesamt besser läuft. Die wahre Leistung von Kocak bis hierher ist jedoch m.E., dass er ganz offensichtlich daran arbeitet, den gemütlichen Trott auszumerzen, den Hebel umzulegen und mehr Zug in das Auftreten und das Spiel zu bringen. Daher war der Trainerwechsel goldrichtig.


    Die Frage, ob Slomka es nicht besser konnte oder es ihm egal war, läßt sich naturgemäß nicht wirklich beantworten. Man kann spekulieren und mutmaßen. Fakt ist, dass er ganz deutlich unter den Erwartungen geblieben ist, dass er erfolglos war (um es pointiert auszudrücken, stscherer, versagt hat). "Egal" hingegen wird es ihm nicht gewesen sein, denn Erfolg führt regelmäßig zu Anerkennung, Lobpreisungen, Medienpräsenz, Schulterklopfen. All das sind Dinge, die m.E. Herr Slomka liebt und sehr gerne hat. Ich denke, dass es für Slomka hochgradig befriedigend gewesen wäre, wenn er sich wieder als "Held von Hannover" hätte präsentieren können. Nun ist er wieder gescheitert und im Gegensatz zu Hamburg oder Karslruhe in seinem "Wohnzimmer", was ungleich schwerer wirkt. wo er doch seine Mißerfolge bei seinen beiden früheren Stationen noch irgendwie wegdiskutieren konnte.


    Unterm Strich heißt das, stscherer, dass wir beide gar nicht so weit (wenn überhaupt) voneinander entfernt sind, wenn es um die Beurteilungen der Leistungen von Slomka und Kocak geht. Mir gefällt eben nur eine sachliche Auseindersetzung oder Aufarbeiten der Situation wesentlich besser als plumpes Pöbeln. Dazu brauche ich nämlich kein Diskussionsforum. ;)

  • Sieben Punkte aus fünf Spielen sind ordentlich, aber nicht gerade herausragend, zumal zwei Partien gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte verloren gingen, eine davon sogar zu Hause. Die Schlussphase des Aue-Spiels erinnerte an die Partie in Karlsruhe, Slomkas letztes Spiel. Da bekam man zum Schluss in der Nachspielzeit noch einen Gegentreffer, genau das gleiche wäre gegen Aue auch passiert, wenn der Schiedsrichter auf den Punkt gezeigt hätte. Glück und Pech liegen manchmal nur kurz nebeneinander.

  • Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie einige sich dazu aufschwingen, Trainer wie Kenan Kocak so gut beurteilen zu können!
    Warum kann man diesem Trainer nicht eine faire Chance , Zeit und Vertrauen schenken? Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat er noch nicht viel verkehrt gemacht und er ist immer noch dabei, diese Mannschaft kennenzulernen. Allein seine Trainingsmaßmahmen mit den erhhöhten Anforderungen in Bezug auf Kondition und Leistungsbereitschaft, sind ein guter Ansatz und so wie ich es sehe, zeigt seine Arbeit schon Wirkung.
    Man hat nicht mehr den Eindruck, dass da ein zusammengewürfeltes , lethargisches Team auf dem Platz steht! Man kann erkennen, dass er die Mannschaft mit jedem Trainingstag besser in den Griff bekommt!
    Für einen Angriff auf die ganz oben stehenden Mannschaften wird es dennoch nicht reichen, weil es nicht funktionieren kann, aus diesem zsammengewürfeltem Spielertypen eine wirklich schlagkräftige Mannschaft zu machen! Hierzu werden m.M. nach tatsächlich noch einige Neuverpflichtungen nötig sein. Inwieweit sich da der Hüter des Geldes erweichen lässt, lässt sich nicht voraussagen ...leider..

  • Die Neujahrsansprache lässt vermuten, dass er hier wohl unter anderem nicht früher Trainer werden durfte, weil sein vorheriger Arbeitgeber unter Kinds Niveau war. Man gut, wenn Qualifikation entscheidet...

  • Das ist aus meiner Sicht Teil des Problems.

    Ein bisschen mehr Demut statt Überhehblichkeit wären angebracht.

    Von Modellen wie Sandhausen "lernen" wäre in unserer Situation angebrachter, als von den vermeintlich "Großen".

  • von welcher Neujahrsansprache ist die Rede?

    Würde ich gerne mal lesen oder anschauen ( falls Youtube-Video exisitiert)

  • Danke Pokalheld.

    Jetzt weiß ich worum es geht. Hatte erst vermutet, dass Kocak ( ist hier sein Faden) die Neujahrsansprache an seine Mannschaft gehalten hätte.

  • Toll. Markige Worte. Ja da steht der Chef drauf...... und das Publikum.....

    Bringt zwar nix, aber egal.

    Kenan-Konan-Knallhart. Wer's mag.