Bundestagswahl 2021 (Umfrage "Sonntagsfrage" im ersten Beitrag)

  • Niemand "formt" die Gesellschaft um. Die Gesellschaft verändert sich. Das hat sie übrigens in gewissem Sinne schon immer, wobei man argumentieren könnte, dass a) es immer schneller geht, b) sich nichts wirklich verändert.


    Mir passt das auch nicht immer. Im Nachhinein waren Smartphones, Facebook und insgesamt die Kommerzialisierung des Internets Fehlentwicklungen, jetzt mal als willkürliche Beispiele. Aber an all dem stören die sich nicht.


    Ist also anzunehmen, dass es darum nicht geht.

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  • Ist doch eigentlich ein Zeichen dass es uns gut geht, man macht sich dann über sowas Gedanken und nicht wie man seine Miete zahlt oder Familie versorgt. Sind halt Sekundärprobleme die dann auftauchen wenn die primären entweder abgehakt sind oder für einen momentan nicht so sehr in Frage kommen. Andere haben dagegen ganz andere (Sekundär)Probleme.


    Kannste ja lesen, dann musste nichts annehmen.

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  • Ich hab' jetzt Deine Zitate gelesen und das reicht mir, Danke.


    Tatsächlich wäre meine Kritik an dem ganzen genau das, dass das in gewissem Sinn Ersatzhandlungen sind. Denn z.B. gerade Mieten sind und werden mehr und mehr ein großes Problem.


    Ich sehe es ähnlich wie Du, dass es sekundäre Themen sind. Sie sind schon wichtig. Es ist kein überflüssiger Minderheitenschutz, es geht um universelle Themen und damit schon auch um das, was Gesellschaft ausmacht. Dass Schwule heiraten dürfen, dass Transgender anerkannt wird, etc., sind für die Betroffenen zentral und es ist wichtig, das anzugehen.


    Aber es gibt andere, wichtigere Themen, die nicht genug angegangen werden. (Und daran will die NZZ nichts ändern, im Gegenteil. Die sind froh über das Ablenkungsgefecht.) Wir können da durchaus den Klimawandel dazuzählen, aber auch die Zukunft der EU. Wir hatten Brexit und das scheint irgendwie unter "ferner liefen" zu laufen. Aber vor allem sozialpolitische und wirtschaftliche Themen, die nur in einem engen Rahmen diskutiert werden. Aber das hatte ich schonmal ausgeführt, habe gerade keine Lust, das neu aufzuziehen.

  • Niemand "formt" die Gesellschaft um. Die Gesellschaft verändert sich. Das hat sie übrigens in gewissem Sinne schon immer, wobei man argumentieren könnte, dass a) es immer schneller geht, b) sich nichts wirklich verändert.


    Mir passt das auch nicht immer. Im Nachhinein waren Smartphones, Facebook und insgesamt die Kommerzialisierung des Internets Fehlentwicklungen, jetzt mal als willkürliche Beispiele. Aber an all dem stören die sich nicht.


    Ist also anzunehmen, dass es darum nicht geht.

    Jetzt ist der Artikel leider hinter einer Bezahlschranke, aber wo kommt das her, dass jemand die Gesellschaft umformt? In Bezug auf autoritäre Züge?


    Ich denke man sollte technologischer Fortschritt und gesellschaftliche Veränderungen nicht miteinander verwechseln, auch wenn ersteres oft Zweiteres bedingt.


    Die gesellschaftspolitischen Debatten sind nicht so harmlos und universell wie du sie hier darstellst, es werden aus meiner Sicht Grundwerte der westlichen Gesellschaft in Frage gestellt, wenn es um Critical Race Theory, Identity Politics und Gender Theory geht. Wenn sich die Bürgerlichen in falsch verstandener Toleranz üben, die oft nichts als intellektuelle Faulheit ist, lassen sie sich vor den Karren dieser anti-freiheitlichen Ideologie spannen. Wenn Wissenschaft nur dem Zweck dient das eigene Theoriegebilde zu unterfüttern, die Biologie und Empirie als Konstruktion abtun, wenn Wissenschaftler und Autoren aus dem Diskurs ausgeschlossen werden sollen, weil sie die weiße "Cis-Männer" seien, die keine "Erfahrungen" machen können, dann ist das wissenschaftsfeindlich und nicht "progressiv". Wenn Progressivität bedeuten soll, dass die Zerstörung gesellschaftlicher Werte per se gut ist, nur weil es in der Vergangenheit Überzeugungen gab, die sich aus jetziger Sicht als falsch herausgestellt haben dann ist es kein weiter Schritt zu Kulturrevolution und Roten Khmer. Hier sollten Bürgerliche eine ehrliche Debatte führen, welche Werte unverhandelbar sind.


    Ich habe die Homosexuellen-Ehe immer abgelehnt, muss aber eingestehen, dass als in meinem Bekanntenkreis ein lesbisches Paar geheiratet hat und dann auch kirchlich, mich das zumindest zum Nachdenken gebracht hat, dass hier zwei Menschen verantwortungsvoll und gemeinsam ihr Leben verbringen wollen und ob dieses Zeichen gegenseitiger Treue ausgeschlossen werden sollte während heterosexuelle Paare in verantwortungsloser Weise leben (können). Was wäre aus wertkonservativer Sicht wichtiger? Eine Gesellschaft braucht nunmal mehr als atomisierte Individuen die sich von Mikroaggressionen bedrängt fühlen, sondern eine gemeinsame "Sprache" von Konventionen und Kodizes die eine Verständigung jenseits, des "sich gegenseitig Etragens" beinhaltet. Dies kann jedoch nicht erzwungen werden (auch wenn es verschiedene utopische Gesellschaften versucht haben)

  • Ich hab dir den Artikel mal geschickt.


    Gerade bei Maischberger voll das Duell Heil vs. Merz. Heil macht zuerst ein paar gute Punkte und sieht wie der Sieger aus, leider wendet er gegen Ende unfaire Mittel an was Merz gar nicht schmeckt und das auch zum Ausdruck bringt. Ich merke das auch bei mir wie ich Selbstverständlichkeiten bei einigen Aussagen weglasse weil sie eben für uns alle selbstverständlich sein sollten und daraus wird einem dann der Strick gedreht, hier auch. Trotzdem endlich mal wieder echter Wahlkampf.


    Auch der Freedom Day zu Halloween und Spahns Frühlingsidee wurden thematisiert mit dem Ergebnis das keiner weiß was kommen wird und man daher nichts garantieren oder vorhersagen kann. So ein künstlich gesetzter Tag wirkt ja auch eher psychologisch und da das Virus bleiben wird, muss man die Pandemie auch irgendwie politisch beenden oder halt ab einer gewissen Impfquote, aber die muss man auch endlich mal klar sagen und erreichbar sein. Nur eins ist wohl klar, vor Frühling wird das nichts und das sind immerhin noch quälende 6 Monate bis dahin.

  • Jetzt ist der Artikel leider hinter einer Bezahlschranke, aber wo kommt das her, dass jemand die Gesellschaft umformt? In Bezug auf autoritäre Züge?


    Das ist schon fast Reichsbürgeresque.


    Das ist die schöne neue Welt der "sozialen Marktwirtschaft" in ihrer Turboversion, die hier Artikel hinter Bezahlschranken setzt, nicht der Post-Stalinismus, Sherlock.


    Die gesellschaftspolitischen Debatten sind nicht so harmlos und universell wie du sie hier darstellst, es werden aus meiner Sicht Grundwerte der westlichen Gesellschaft in Frage gestellt, wenn es um Critical Race Theory, Identity Politics und Gender Theory geht.


    Du redest von Wissenschaft, aber zitierst Bild und Carl Schmitt. Du redest von Dingen, von denen Du nichts verstehst. Du kennst diese Debatten gar nicht, Du kennst lediglich das Playbook amerikanischer Rechtskonservativer, welches fließend in Alt-Right-Denken übergeht.


    Würde man Dein begriffliches Angebot aufnehmen, argumentierst Du "wertkonservativ" gegen Wissenschaft. Du unterstellst der Wissenschaft eine Agenda, weil sie gegen Dein moralisches Empfinden verstößt. Niemand muss blind Glauben, was die Wissenschaft diskutiert, aber solches Vorgehen ist Anti-Wissenschaftlich, nichts anderes.


    Transsexuellenrechte - als Beispiel - sind nicht wichtig, weil es um "Identity Politics" gehen würde. Nicht nur beruhen sie auf der biologischen, wissenschaftlichen Erkenntnis, dass biologisches Geschlecht deutlich komplexer als eine Binarität wäre, es geht genau darum, dass jemand unabhängig davon, wie er sich oder andere ihn geschlechtlich/sexuell definieren, in seiner Selbstdefinition und allgemein dieselben Menschen- und Bürgerrechte wie alle anderen Bürger in Anspruch nehmen darf.


    Es geht also in diesen und ähnlichen gesellschaftlichen Kämpfen um Freiheit. Es geht um Universalismen. Du stehst nicht auf der Seite der Wissenschaft, sondern dicht bei den Reichsbürgern.

  • Zitat

    Seit vorgestern liegt nun eine Studie der NGO Hateaid vor, die Online-Angriffe auf Politiker beiden Geschlechts ausgewertet hat...


    Der Trend aus dem ersten HateAid Report aus dem August hält an: Über den CDU-Spitzenkandidaten [Armin Laschet] wurde auf Twitter in den letzten Wochen am meisten gesprochen: Er wurde binnen eines Monats nicht nur 662.540-mal in Tweets erwähnt, sondern mit 27.476 entsprechenden Kommentaren auch am häufigsten im Zusammenhang mit potenziell beleidigender und verletzender Sprache genannt.

  • Na, immerhin hat er den Lesben die Ehe zugestanden. :rofl:


    //edit:

    Das muss ich noch loswerden:


    Hier sollten Bürgerliche eine ehrliche Debatte führen, welche Werte unverhandelbar sind.


    Ich habe die Homosexuellen-Ehe immer abgelehnt, muss aber eingestehen, dass als in meinem Bekanntenkreis ein lesbisches Paar geheiratet hat und dann auch kirchlich, mich das zumindest zum Nachdenken gebracht hat, dass hier zwei Menschen verantwortungsvoll und gemeinsam ihr Leben verbringen wollen und ob dieses Zeichen gegenseitiger Treue ausgeschlossen werden sollte während heterosexuelle Paare in verantwortungsloser Weise leben (können). Was wäre aus wertkonservativer Sicht wichtiger?

    Ich bin auch konservativ. Wertkonservativ. Ich bewahre Werte wie Liebe, Treue, Fürsorge, Solidarität.

    Nur haben die nix mit dem Geschlecht zu tun, sondern mit den Menschen, die sie leben oder eben nicht.

    Es geht Dich u.a. einen Scheiß an, ob sich zwei Frauen küssen und lieben, oder ob es ein Heteropaar ist. Nur weil Du damit Stress hast, ist es kein Wert, den Du verteidigst, sondern Dein Vorurteil.

    Vorurteile sind leider in uns allen. Aber sie stellen keinen Wert dar, den es zu verteidigen gilt.

    2 Mal editiert, zuletzt von prickelpit96 () aus folgendem Grund: Musste raus

  • Du redest von Wissenschaft, aber zitierst Bild und Carl Schmitt. Du redest von Dingen, von denen Du nichts verstehst. Du kennst diese Debatten gar nicht, Du kennst lediglich das Playbook amerikanischer Rechtskonservativer, welches fließend in Alt-Right-Denken übergeht.

    Es ist immer das Gleiche. Wagt es auch nur jemand einer anderen Meinung zu sein, ist er uninformiert und dumm. So kann man keine Diskussionen führen. Das zieht sich hier durchs ganze Forum.

  • Wie? Man kann nicht einfach behaupten, wissenschaftliche Debatten sind Quatsch, weil sie nicht mit Wertekonservativismus vereinbar sind? Zensur!!1!


    Ein ehrlicher Konservativismus würde doch eher fragen, denke ich, wie man die Schlussfolgerungen wissenschaftlicher Debatten mit dem Moralempfinden der Bürger besser vereinbaren kann. Auch dafür haben wir ein konkretes Beispiel hier vorliegen: Das Eingeständnis von Kiebitz, dass, obwohl die Homosexuellen-Ehe gegen das "wertkonservative" Empfinden einiger verstößt, im Nachhinein doch ganz okay ist. Aus diesen Prozessen könnte man was lernen. (Was ich allerdings nicht wirklich als meinen Job betrachte, denn ich bin kein Konservativer.)


    Ist das in Deinen Augen nicht einfach ein Kategorienfehler, moralisch gegen Wissenschaft zu argumentieren? Was ist es dann?

  • Nachtrag.


    Ganz ehrlich: Ich fände konservative User hier eine Bereicherung. Haben wir sie nicht, und sie sind auf dem Rückzug, verflacht das Forum.


    Ich vermisse z.B. den Welfenprinz schmerzhaft. Der hat mich immer wieder zur Verzweiflung getrieben, aber er hat vorgemacht, wie man konservative Positionen glaubwürdig vertreten kann.


    Weil ich auch sehe, dass das ein Manko geworden ist, habe ich mich z.B. für die NZZ stark gemacht. Man kann nicht seriöse Quellen abtun, nur weil sie konservativ sind.


    Das ist das, was ich eigentlich sagen wollte. Woher es jetzt genau kommt, dass diejenigen, die hier Partei für Konservativismus ergreifen, zunehmend ausschließlich zu - letztlich - alt-right-Positionen und hochgradig problematischen Positionen (Argumentation siehe oben) greifen, verstehe ich nicht wirklich.

  • Ich habe die Homosexuellen-Ehe immer abgelehnt

    Und jetzt auch noch so? Vielleicht steht es noch im Text aber so richtig eindeutig schlau bin ich nicht geworden.


    Ich hab sie immer befürwortet, gehe sogar noch ein paar Schritte weiter.

  • Ganz ehrlich: Ich fände konservative User hier eine Bereicherung. Haben wir sie nicht, und sie sind auf dem Rückzug, verflacht das Forum.

    Was bin ich eigentlich genau für dich/euch? Ich selber sehe mich liberal und nicht so konservativ wie die Konservativen.

    Zitat

    Weil ich auch sehe, dass das ein Manko geworden ist, habe ich mich z.B. für die NZZ stark gemacht. Man kann nicht seriöse Quellen abtun, nur weil sie konservativ sind.

    Dann lies doch mal komplett und nicht nur "Die Zitate reichen mir".

    Einmal editiert, zuletzt von Dvdscot ()

  • Nicht nur das. Er hat auch uneheliche Lebensgemeinschaften heterosexueller Paare verurteilt, wenn ich diesen Unsinn richtig deute.

    während heterosexuelle Paare in verantwortungsloser Weise leben (können).

    :kopf:

    Über den Satz bin ich auch gestolpert, aber ich vermute, er meint ohne füreinander Verantwortung im gesetzlich geregelten Sinne übernehmen zu müssen. Dass langjährige Paare auch ohne Trauschein sich durchaus füreinander verantwortlich fühlen und auch so handeln, sollte klar sein, wenn die Beziehung nicht schon völlig kaputt ist.

  • ExilRoter

    Ich gehe in vielen Aspekten in Deinem Beitrag konform.

    Aber die NZZ als konservativ zu bezeichnen ist mMn nicht ganz treffend.

    Sie hat in den vergangenen Jahren einen Rechtsdrall mit einem deutlich populistischen Einschlag bekommen.

    Ich würde sie mit der Welt auf eine Stufe stellen.

    Als konservative Zeitung sehe bspw. die FAZ.

  • Brötchen. Die genaue Klassifikation ist mir nicht so wichtig und kommt mir auch ein bisschen übertrieben dogmatisch vor.


    Beide, Welt und NZZ, sind Quellen, die generell zitierfähig sind. Das heißt nicht, dass man nicht über sie stöhnen könnte, aber das sehe ich in der Diskussion mit Leuten, die sie anbringen, als kontraproduktiv an. Das sind letztlich Sachen, mit denen man sich in einer offenen Diskussion auseinandersetzen muss, anders als die Bild.


    Oder siehst Du das anders?