Bundestagswahl 2021 (Umfrage "Sonntagsfrage" im ersten Beitrag)

  • Naja, Österreich ist so klein, da hebt das Flugzeug ja nicht mal richtig ab bei einem Inlandsflug.

    Innsbruck-Wien dauert mit dem Zug über 4 Stunden. Wenn ich ab Wien weiterfliegen wollte zahle ich z.B. gern nen Fuffi mehr dafür, daß mein Gepäck durchgecheckt wird und ich mir Bahnfahrt nach Wien und in Wien den Transfer zum Airport spare.

    Deshalb sicherlich auch die pfiffige Lösung in Frankreich, daß sie "reine Inlandsflüge" quasi verbieten wollen. Umsteigeflüge Richtung Ausland bleiben aber erlaubt. Bei denen muß man dann halt die Preisdifferenz zu Rail+Fly so gestalten, daß ein großer Teil der Passagiere aus Kostengründen auf Rail+Fly ausweicht.

  • Weil es hier noch nicht oft genug stand:

    - die Bahn soll, nein muss, natürlich auch hier so ausgebaut werden und preislich attraktiv werden, dass das Flugzeug mittelfristig innerdeutsch obsolet wird

    In DIESER Reihenfolge wäre es ja auch sinnvoll, also erst die Bahnverbindungen attraktiver (=schneller, öfter und preiswerter) machen, so dass die Leute tatsächlich Vorteile sehen und aus eigenem Antrieb lieber Bahn fahren.


    Was nicht sein kann, ist durch prohibitive Besteuerung oder Verbote erst den innerdeutschen Flugverkehr lahmzulegen und sich dann zu wundern, warum die Leute immer noch keinen Bock auf Bahn haben....

  • exakt das ist der Weg - es geht nur übers Geld - Bahnsubventionen aus zweckbestimmten Flugsteuern - je mehr dann trotzdem noch fliegen desto billiger wird die Bahn ...

    Verbote sind jedenfalls nicht der Weg.

  • Baerbock redet ja nun ausdrücklich davon, dass es solche Flüge "perspektivisch" nicht mehr geben soll.

    Das bedeutet nicht, dass die ab 1.Oktober 2021 alternativlos verboten werden, sondern, dass es sie irgendwann nicht mehr geben soll. Und das übrigens nicht durch Verbote, sondern weil sie unattraktiv geworden sind. Was wiederum heißt, dass es attraktivere Alternativen geben muss. Eine klimagerechte Besteuerung halte ich hingegen für absolut angemessen.

  • Dann muss es aber erheblich günstiger werden. Ich habe keine Ahnung wie teuer Öffis innerhalb von Hannover sind, aber hier zahle ich für eine einfache Fahrt von Holzminden nach Höxter (Fahrzeit 9 Minuten) 4 Euro pro Person. Hin- und zurück würde ich für meine Familie 32 Euro bezahlen. Das fahre ich 12km einfache Strecke lieber mit dem Auto.

  • Und wie oft fliegst du von Höxter nach Holzminden?


    Wir reden im Moment vom Fernverkehr und der Konkurrenz Bahn gegen Flugzeug. Ländlicher ÖPNV ist ein vollkommen anderes Thema.

  • Donnergott ,

    Österreich ist in der Tat nicht klein. Eine Reise vom Burgenland nach Vorarlberg wird da schon mal zum Tagestrip mit dem Auto, da ist man mindestens genauso schnell in Dresden wie in Bregenz.

    Dazu ist das Land sehr zerklüftet, man kann also nicht überall lang, was die Fahrtdauer per Bahn und Auto extrem verlängert.


    @alle

    Bezüglich der Diskussion bzgl. Flug/Bahn, man sollte nicht automatisch annehmen nur weil Fliegen teurer wird und Bahnfahren vllt. billiger, dass dann alle auf die Bahn umsteigen.

    Solange bei der Bahn nicht massiv in Infrastruktur und Züge investiert wird, es massive Taktverdichtungen gibt, an jeder Milchkanne gehalten wird, ist der Ausweichfaktor: das Auto.

    Man redet hier also schon wieder über den zweiten oder dritten Schritt bevor man die Grundlagen dafür schafft. Aber klar, ein perspektivisches "Flugverbot" lässt sich medial gut verkaufen, kommt bei der Zielgruppe an und sichert einem die Schlagzeilen...ein mehrere hundert Milliarden Euro teures Bahninvestitionsprogramm lässt sich da schon schwerer Vermarkten.


    Zumal die Diskussion um innerdeutsches bzw. billiges Fliegen immer auch so ein bisschen Alibidiskussionen sind. Erhitzen die Gemüter und lassen sich gut platzieren.

    Was aber in den nächsten Jahren bzgl. eines CO2-Preises richtig eminent werden wird ist Wohen und die Energie die wir dabei nutzen, bisher wird das nämlich noch nicht wirklich bepreist und wie das sozialverträglich gemacht werden soll ist eine große Unbekannte, bisher hört man dazu sehr wenig.

  • Man redet hier also schon wieder über den zweiten oder dritten Schritt bevor man die Grundlagen dafür schafft.

    Das tun aber nur "wir", Baerbock hat das eben nicht gemacht.

  • Naja doch, ein bisschen schon.


    Durch eine "klimagerechte Besteuerung von Flügen" könnten zudem Dumpingpreise gestoppt werden, sagte die Bundesvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Es sei "nicht fair, dass mit unser aller Steuergeld das Kerosin subventioniert wird, während Fernfahrten mit der Bahn gerade zu Stoßzeiten teuer sind". Wer als Familie mit dem Zug reise, solle weniger zahlen als für die Kurzstrecke im Flugzeug, sagte Baerbock.


    Günstigere Preise lösen erstmal gar nichts, da die Bahn ja häufig Auslastungsproblem sondern ein Angebotsproblem hat. Gerade zu Stoßzeiten.

    Das meinte ich mit dem zweiten vor dem ersten Schritt machen.

  • Naja, wenn ich sage, dass ich 96 perspektivisch in der ersten Liga sehe und dafür talentierte Spieler kommen sollen, heißt das, sofern ich nicht Martin Kind bin, doch auch nicht, dass ich meine Hausaufgaben dafür nicht machen muss. Ein Ziel zu formulieren entbindet doch nicht davon, den Weg dahin zu bereiten.

  • Ja eben, aber bis auf "Perspektivisch keine/teurere Inlandsflüge und dafür billigere Bahntickets" kam da noch nichts von den Grünen.


    So im Stil von: "Um perspektivisch Inlandsflüge überflüssig zu machen wollen wir massiv in den Bahnverkehr investieren etc."

  • Als erstes müsste man einführen, dass die Airline für die Bahn "haftet". So lange das nicht passiert, werde ich weiterhin (innerdeutsche) Zubringerflüge nutzen, um die Sicherheit zu haben.

  • Umgekehrt dürfte eher ein Schuh draus werden (die Bahn haftet für verpasste Flüge). Aber ja, das wäre durchaus ein Thema.

  • Hast recht, allerdings ist es mir bei einem Rail&Fly Angebot auch egal wie das verrechnet wird.

    Ist aber für mich ein zentrales Argument.


    Allerdings, um ehrlich zu sein, ist es als Hannoveraner auch fünf mal angenehmer von hier zu fliegen, als erst nach FFM zu fahren.

  • Um auf den Ursprung der Debatte zurück zu kommen: Baerbock hat gesagt, sie wolle Flugreisen verteuern, da diese derzeit subventioniert seien, was unfair gegenüber Fernreisen mit der Bahn sein. Zitat: "Wer als Familie mit dem Zug reist, sollte doch weniger zahlen als für die Kurzstrecke im Flugzeug". Weiteres Zitat: "Jeder kann Urlaub machen, wo er will. Aber eine klimagerechte Besteuerung von Flügen würde solche Dumpingpreise stoppen" - bezogen auf 29€-Preise für Flugtickets nach Mallorca. Zudem will sie Kurzstreckenflüge *perspektivisch* abschaffen.


    Letztendlich geht es doch darum, den CO2-Ausstoss zu verringern, um das 1,5°-Ziel zu erreichen. Das ist das große Ziel. Und da ist doch ganz klar, dass Flugreisen einen unverhältnismäßig hohen Anteil haben. Der Pkw-Sektor wird inzwische ziemlich stark reglementiert (was im Übrigen mehr als sinnvoll ist und in der Intensität deutlich zu spät kam), also sollte jetzt der Schwerlastverkehr und der Flugverkehr an der Reihe sein. Und da ist doch der erste Schritt (und da treffen sich Grüne und Liberale [also richtige Liberale, nicht Klientelliberale] tatsächlich bei der Ursachenidentifikation) die Marktverzerrungen durch die alberne Kerosinsteuer zu beenden und die externen Efffekte zu internalisieren (das ist übrigens absoluter Konsens aller Ökonomen, dass, wenn man Umweltzerstörung als externen Effekt bezeichnet, es durch die fehlende Internalisierung dessen in dem "Markt" zu Marktversagen kommt und damit eben zu den nicht unbedingt erwünschten Effekten wie dem Klimawandel). Eine Einpreisung der externen durch eine Steuer (oder der Aufhebung von Steuerprivilegien) ist eine klassische, marktkohärente Maßnahme und eben kein Verbot.


    Ein Verbot, wie sie es perspektivisch für die Kurzstreckenflüge fordert, ist klimapolitisch auf jeden Fall eine effektive Maßnahme. Ob sie auch gesellschaftspolitisch sinnvoll ist, hängt eben davon ab, ob die Alternativen attraktiv sind. Die Gegenargumente sind allerdings schwach. Der Großteil der innerdeutschen Flüge sind Geschäftsreisen (65% laut BdL). Da geht es nicht darum, der Familie den Urlaub madig zu machen, sondenr denen, die sich das leisten können, entweder einen marktgerechten Preis abzunehmen, oder eben die Dienstreise von Berlin nach München per Flugzeug unattraktiv bis überflüssig zu machen. Da kann ich erstmal keinen elitären Duktus erkennen.


    Der nächste Diskussionspunkt ist dann, ob es ein Recht gibt, unterhalb eines fairen Preises (und mit fair meine ich einen Preis, der die Externalitäten berücksichtigt) nach Mallorca et al. zu fliegen. Da bin ich zwiegespalten. Individuell empfinde ich es auch als unfair, dass es sich dann vermutlich diejenigen noch leisten können, die monetär besser ausgestattet sind, aber gesamtgesellschaftlich können wir es uns als Menschheit nicht leisten, dass jeder überall hinfliegen kann (zumindest solange wir noch nicht klimaneutral fliegen können). Da müssen gesellschaftspolitisch schlaue Lösungen gefunden werden (beginnend mit der Vorbildfunktion der Entscheider).


    Und natürlich ist das jetzt eine Aussage zu einem Themenfeld. Das sagt nichts dazu, wie und ob der Bahnverkehr modernisiert wird, ob und wie Wohnen und Bauen klimaneutraler gemacht wird etc. Selbtsverständlich muss alles gesamtheitlich betrachtet werden. Aber das heißt nicht, dass man nicht mal irgendwo anfangen sollte.


    Zusammengefasst kann ich nichts Schlimmes (schimm im Sinne von ökonomisch bescheuert, gesellschaftlich spaltend, eltitär, ökostalinistisch oder wie auch immer) an den Vorschlägen von Baerbock finden.


    Disclaimer: Ich bin kein Mitglied oder originärer Unterstützer der Grünen. Ich bin nach der letzten Bundestagswahl vor Erschrecken des Abschneidens der blauen Faschos und dem Gefühl, da was gegen tun zu müssen, in die SPD eingetreten (damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde hier grüne Positionen per se vertreten).

  • Es kommt halt bei den Leuten warum auch immer besser an gegen etwas zu sein als für etwas. Bei der Bahn muss viel passieren, aber das wird von den Politikern ja tatsächlich meist nur im Nebensatz noch drangehängt. Viel wichtiger ist die Flugreisen zu verteufeln. Die meisten würden sich doch bei steigenden Kurzstreckenflugpreisen eher weniger für die Bahn als für das eigene Auto entscheiden. Damit ist der Umwelt dann auch nicht besonders viel geholfen. Und um das Angebot bei der Bahn zu erhöhen sind enorme Investitionen in Bahnstrecken notwendig, das wird Jahrzehnte dauern.

  • Wenn Investitionen in Bahnstrecken Zerstören und Zerschneiden von Naturräumen bedeutet, so wie die Bahn und der Deutschlandtakt das gerne im Schaumburger Land hätten, nur damit die Bahn mit 300 km/h in 31 Minuten von Hannover nach Bielefeld fahren kann, was nur mit einer kompletten Neubaustrecke realisierbar ist, dann haben die Grünen demnächst größere Argumentationsprobleme, wenn sie sowohl Inlandsflüge verbieten wollen, sich aber auch zurecht gegen solch irrwitzige Infrastrukturprojekte bei der Bahn wendet. Das ist nicht den Grünen anzulasten, aber einfach wirds da für sie nicht, wenn sie beide Maßnahmen irgendwie verteidigen müssen.

  • Den größten Fehler haben wir in der Energiepolitik ja eh schon kassiert, der Ausstieg aus der Nukleartechnologie.

    Dort war Deutschland immer Innovationstreiber, dann sind wir aufgrund von Gefühlen komplett raus.


    Die neue Generation an Nuklearkraftwerken, die Brennstäbe wesentlich länger nutzten kann und auch hinsichtlich einer Endlagerung einfacher macht, werden wir in 10-15 Jahren von den Franzosen, Russen und Amerikaner bauen lassen.

    Dann wird es in Deutschland auch wieder Nuklearkraftwerke geben, nur eben in Technologieabhängigkeit anderer Mächte.

    Super dumm.


    Nun aber bitte nicht den selben Fehler wiederholen. Auch hier wird in nicht allzu weiter Zukunft emissionsfreies Fliegen möglich sein.

    Bis dahin kann man ja gerne über Inlandsflüge diskutieren, auch wenn das Deutsche Indlandsfliegen auf die globale CO2 Bilanz kaum Messbar ist.

    Nur möchte ich lieber über die Next Gen. Nuklearkraftwerke und Wasserstoff-Flugzeuge reden, als über Verbote.

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