Landtagswahl in Niedersachsen 2022

  • Wie aber ist der Wechsel von SPD Wählern zu denen zu erklären?

    Der Arbeiter in Rente, der Angst davor hat, dass seine kleine Rente demnächst nicht mehr reicht, um Bude warm und Kühlschrank voll zu bekommen.

    richtig. ob die afd dagegen die richtigen rezepte hat, ist erstmal nicht wahlentscheidend. es geht um protest gegen die bislang betriebene politik. die afd lehnt als einzige partei die sanktionen ab, die von nicht wenigen wählern für ihre ökonomisch prekäre situation verantwortlich gemacht werden. die etablierten parteien haben darauf offenbar bisher keine zufriedenstellende antwort.

  • Ui, dachte Stammtische sind sonntags locke


    Es ändert eh nichts dran, gibt genug Leute die auf stumpfe Parolen hören.


    Gutes Beispiel auch die FDP, die gestern mault, dass man von den Bundesthemen überrollt wurde und man nicht sich auf Niedersachen konzentriert hat. Dann aber doch Wahlkampf für AKW Verlängerungen macht, sowas ist doch nicht ehrlich…

  • P-King


    Es gibt einen Bodensatz von rechten AfD-Wählern. Hier geht es jetzt um die Wählerwanderung, die das Ergebnis über den Bodensatz von vielleicht 6 - 8 % zweistellig gemacht haben.

    Und die Frage stellt sich (für mich) warum als Protest nicht irgendeine der vielzähligen Parteien wie z Bsp. die Tierschutzpartei gewählt wird, sondern stattdessen die AfD.

    5 % Tierschutzpartei schockt keine Partei, mit 12 % AfD erzeugt man als Wähler*in Reaktionen.

    Edit: und weil ich es gerade in der taz las: die Linke als Protestpartei fällt selbstverschuldet aus.


    Calogero81 : vielleicht ist es auch nur eine Antwort.

  • Die Antwort auf diese Frage kann ich Dir auch nicht geben.


    Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es tatsächlich einen "Wandel" der Wählerschaft gibt.

  • Darum geht es ja nicht. Die Denke ist wohl ähnlich wie beim Fußball.


    Der (Spielername aussuchen) hatte jetzt so viele schlechte Spiele und trifft das Tor freistehend nicht. Wieso spielt nicht mal der Typ aus der U19 von Beginn an? Schlechter kann er es auch nicht machen.

    Schöner Vergleich auch wenn er ein wenig hinkt. Oder die schöne, heile Fußballwelt ist noch so in Ordnung, dass der betreffende Trainer eben nicht den Nazi aus der U19 aufstellt. Bei der AFD sollte hinlänglich bekannt sein, was man da wählt, während ein wenig Romantik beim Fußball zumindest noch eine offene Entwicklung mit sich bringt.


    Wenn die aktuelle Regierungsampel per se ein rotes Tuch für die Protestwähler ist und die CDU an sich auch wenig Berechtigung auf den Status einer Volkspartei hat, wenn man sich die Gestalten da so anguckt, dann bleiben ja nur die beiden extremen Pole übrig, wenn man so wählen will, dass "die eigene Stimme" auch in den Landtag einzieht. Lustigerweise hat sich das linke Extrem munter selbst (z)erlegt, während man am rechten Rand gar nicht stark genug versagen kann. Die Stimmen kommen ja trotzdem noch.


    Ich fürchte, da wurde schon ganz bewusst so gewählt und nicht, weil man ein Zeichen setzen will. Ich fürchte weiter, der gemeine Wähler wird intelligenter und aufgeklärter gemacht als er eigentlich ist. Die Dummen sind auf dem Vormarsch. Insofern vielleicht gar nicht so wild, dass es bald eh aus ist mit der Menschheit...

  • An den Wandel der Wählerschaft glaube ich nicht. Ich glaube (hoffe) die wenigsten wollen die AFD in Regierungsverantwortung sehen...das ist einfach nur ein unbeholfenes "Fuck you" von denen die sich durch die "etablierten" nicht mehr repräsentiert fühlen, von denen die überhaupt noch zur Wahl gehen... wenn es drauf an kommt die Grünen nicht mehr Grün, die SPD nicht mehr Sozial, die CDU nicht mehr Konservativ, die FDP nicht mehr Liberal ... alles für viele gefühlt der selbe Brei Berufspolitiker. Wenn man so will wird die Systemfrage ja eh nicht mehr gestellt, spätestens wenn es drauf an kommt dann in Regierungsverantwortung.

  • Stimme Dir zu, auf der anderen Seite sieht man z.B. gut bei Habeck, der ja auch die Formen der gewohnten Politiker-Kommunikation gerne mal verlässt, das sowas dann auch von breiten Teilen der Bevölkerung eben nicht angenommen wird.

    Ich vermute, dass man dieses Problem verringern könnte, wenn sich die Politiker parteienübergreifend darüber verständigen würden, endlich mal wieder eine gewisse Politik- und Kommunikationskultur zuzulassen (bzw. zu erlernen).

    Die dann auch beinhalten würde, die Meinungsäußerung des politisch anders Denkenden zu akzeptieren und z. B. gegenüber Medien sogar zu verteidigen, statt die Vorlage dankend anzunehmen und für einen kurzen Applaus dem anderen mal in die Klöten hauen zu können.


    Ein Bekannter von mir (politisch relativ umtriebiger FDP-Mann) beklagte mir gegenüber mal, heutzutage würden die Nachwuchspolitiker nicht ihre Meinung vertreten, sondern diejenige Meinung, von der sie hofften, dass diese konsensfähig ist und sie gleichzeitig auf der Karriereleiter nach oben bringt.

    Also keine inhaltliche Basispolitik mehr, sondern Mehrheitsbeschaffungspolitik, was dann in nicht wenigen Fällen ggf. dazu führt, dass nicht mehr aus Überzeugung gehandelt wird.

    Dabei finge Politik doch in den Ortsvereinen an, und da fehle es an "Überzeugungstätern".


    Könnte zumindest ein Grund (von mehreren) sein, dass die politische Kultur immer weiter den Bach runter geht, was dann irgendwann selbst beim dödeligsten Wähler ankommt.

  • Ein Bekannter von mir (politisch relativ umtriebiger FDP-Mann) beklagte mir gegenüber mal, heutzutage würden die Nachwuchspolitiker nicht ihre Meinung vertreten, sondern diejenige Meinung, von der sie hofften, dass diese konsensfähig ist und sie gleichzeitig auf der Karriereleiter nach oben bringt.

    Ich bezeichne das immer recht altmodisch als "Ecken und Kanten" und habe auch das Gefühl, dass klare, auch mal unpopuläre, Meinungen seltener werden. Dabei ist es mir tausend Mal lieber, wenn mein Gegenüber stark argumentiert, ich seine Meinung aber nicht teile, als wenn jemand mir merklich nach dem Mund redet.

  • Ich vermute, dass man dieses Problem verringern könnte, wenn sich die Politiker parteienübergreifend darüber verständigen würden, endlich mal wieder eine gewisse Politik- und Kommunikationskultur zuzulassen (bzw. zu erlernen).

    Die dann auch beinhalten würde, die Meinungsäußerung des politisch anders Denkenden zu akzeptieren und z. B. gegenüber Medien sogar zu verteidigen, statt die Vorlage dankend anzunehmen und für einen kurzen Applaus dem anderen mal in die Klöten hauen zu können.

    allerdings denke ich, dass, zumindest was die auseinandersetzung innerhalb der berufspolitik angeht, die auseinandersetzung in den 70ern und 80ern erheblich schärfer und aggressiver war. von der AFD mal abgesehen.

  • Zitat

    Wie aber ist der Wechsel von SPD Wählern zu denen zu erklären?

    Es genügt schon, wenn man sich einfach vor den Bahnhof stellt. Dann kann man evtl erahnen warum manche Leute die Blauen gewählt haben.

    Zudem denke ich das viele langjährige SPD Stammwähler, nicht mehr unter uns weilen. Und die Neuwähler nicht unbedingt SPD Wähler sind,

  • Und die Frage stellt sich (für mich) warum als Protest nicht irgendeine der vielzähligen Parteien wie z Bsp. die Tierschutzpartei gewählt wird, sondern stattdessen die AfD.

    Wieviel % der Afd-Wähler mögen wohl Vegetarier sein? Oder zumindest bereit, für bessere Tierhaltung höhere Preise zu bezahlen?

  • Es gibt einen Bodensatz von rechten AfD-Wählern. Hier geht es jetzt um die Wählerwanderung, die das Ergebnis über den Bodensatz von vielleicht 6 - 8 % zweistellig gemacht haben.

    Und die Frage stellt sich (für mich) warum als Protest nicht irgendeine der vielzähligen Parteien wie z Bsp. die Tierschutzpartei gewählt wird, sondern stattdessen die AfD.

    Ich halte die Zahlen für zu optimistisch. Es gibt einen "gewissen Anteil" an AfD-Wählern, die sich bewusst für deren rechte Positionen entscheiden bzw. noch weiter rechts stehen als die AfD, diese aber als realistische Chance auf politische Teilhabe (eine viel zu positive Formulierung) sehen. Studien gehen ja alleine von einem Drittel (also in Nds. gestern dann ca. 3,5%) rechtsextremen Wählern aus, dazu kommen reichlich rechte und rechts-konservative Wähler. Hinzu kommen meiner Meinung nach reichlich Menschen, denen es tatsächlich um "Ich will billiges Gas", "Mein Auto soll weiter 250 km/h auf der BAB fahren dürfen" usw. geht und die die rechten Positionen der AfD dafür billigend in Kauf nehmen. Und ja, dann bleiben noch pure Protestwähler, die theoretisch auch die Tierschutzpartei wählen könnten, aber das ist in meinen Augen nur noch ein Bruchteil der gesamten Wählerschaft.

  • Studien gehen ja alleine von einem Drittel (also in Nds. gestern dann ca. 3,5%) rechtsextremen Wählern aus, dazu kommen reichlich rechte und rechts-konservative Wähler.

    Das sehe ich als ein recht großes Problem an. In der aktuellen politischen Landschaft in Deutschland sieht sich eben ein Großteil des bürgerlich-konservativen und konservativ-rechten Lagers politisch nicht repräsentiert. Und das nicht zu Unrecht, denn es gibt ab der Mitte in Richtung rechts so gut wie nichts, was ihre Themen und Positionen aufgreift. Das ist ein bedeutender Grund, warum die AfD leider momentan so gut funktioniert, während sich eine weitere Protestpartei wie "Die Linke" fast gar nicht mehr behaupten kann, da es im linken Spektrum sehr viele Parteien gibt, zu denen sich die Menschen hingezogen fühlen können. Ihre Themen werden in der Gesellschaft wesentlich breitflächiger diskutiert und adressiert.


    Die einzige Partei, die ich aktuell noch etwas im bürgerlich-"seicht" rechten Milieu sehe, ist die CSU. Diese wiederum hat aber außerhalb Bayerns keine Strahlkraft, ist zudem nicht wählbar und schafft es leider auch nicht ohne Rechtspopulismus auszukommen. Denn wie Herr Merz verwechselt auch Herr Söder leider all zu oft, das Rechtspopulismus nichts mit den unbefriedigten Bedürfnissen, Themen oder Sorgen der rechts-konservativen Wählern zutun hat. Der Populismus treibt diese und frustrierte Menschen über kurz oder lang in die Arme der Rechtsextremen, was nicht nur zutiefst beunruhigend, sondern auch sehr gefährlich ist.


    Ich persönlich finde, dass die CDU und FDP endlich vernünftig rechts-konservative Themen aufgreifen und öffentlich diskutieren sollte, um diese offensichtliche Lücke im politischen Spektrum zu schließen. Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass die führenden Personen gar nicht wissen, wie das geht.

  • Im Minimum sollten die jeweiligen Wahlprogramme gelesen worden sein.

    Wahlprogramme sind wie die tollen Bilder bei McDonald’s. Sehen toll aus, machen Appetit.

    Dann in der Realität kommt die Enttäuschung.

  • Und die Frage stellt sich (für mich) warum als Protest nicht irgendeine der vielzähligen Parteien wie z Bsp. die Tierschutzpartei gewählt wird, sondern stattdessen die AfD.

    Wieviel % der Afd-Wähler mögen wohl Vegetarier sein? Oder zumindest bereit, für bessere Tierhaltung höhere Preise zu bezahlen?

    Es ging mir ja um die ehemaligen FDP-Waehler, die aus Protest die AfD wählten. Die Humanisten wären auch eine Alternative gewesen.

  • Im Minimum sollten die jeweiligen Wahlprogramme gelesen worden sein.

    Wahlprogramme sind wie die tollen Bilder bei McDonald’s. Sehen toll aus, machen Appetit.

    Dann in der Realität kommt die Enttäuschung.

    Dachte die tollen Wahlplakate sind die Bilder bei McDonald’s …



    Oder:


    Wahlplakate sind wir eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man bekommt.

  • Ich tue mich sehr schwer damit, AfD-Wähler*innen als Protest-Wähler*innen wahrzunehmen. Die AfD ist wohlbekannt offen demokratiefeindlich und rassistisch gesinnt. Wer so eine Partei wählt, unterstützt auch deren Ziele. Das hat aus meiner Sicht wenig mit Protest als vielmehr damit zu tun, dass es in Ihnen auch so denkt.