14. Spieltag: Hannover 96 - Hertha BSC Berlin, Fr., 24.11.23, 18:30 Uhr

  • Hertha hat das Pressing halt wirklich gut gespielt, und das gelingt denen gewiss auch nur ab und an Mal derart gut, aber gestern war es dann halt Mal so. Dass man dagegen dann sofort mit Taktik-, System- und\oder Auswechslungen reagieren muss, muss dann aber doch auch nicht derart zwingend sein.


    Nun ja, wenn ein Gegner ein gutes Pressing spielt, sollte man schon darauf reagieren (können).


    Da gibt es verschiedene Rezepte und das von 96 angewandte Kurzpassspiel gehört dazu. Man hätte natürlich auch die von Stephan angesprochene Variante mit den langen Bällen nehmen können. Grundvoraussetzungen für beide Varianten sind Paßgenauigkeit, Bewegung, Ideen und Tempo. Genau mit dieser Mischung ist ja auch das zweite Tor für uns gefallen. Und auch dieses Abseitstor hatte diese Zutaten. Das heißt, es war auch gestern möglich, die Berliner zu knacken.


    Leider war es jedoch so, dass im 96-Spiele insbesondere in der HZ I ab der 15. Minute Bewegung und Tempo fehlte. Und so verblieb es beim Kurzpassspiel in der eigenen Hälfte, geprägt durch Rück- und Querpässe. Das hat die Statistik in den Bereich Ballbesitz und Passgenauigkeit aufgebessert, aber war ansonsten völlig wirkungslos. Man kam einfach nicht gefährlich ins Halbfeld der Berliner und in den Strafraum schon gar nicht. Das lag aber nicht nur an der fehlenden Bewegung (=fehlende anspielbereite Mitspieler) und dem fehlenden Tempo. Sondern auch daran, dass wir im Offensivbereich quasi mit einem Spieler weniger auskommen mußten, da Schaub speziell in der HZ I ein Totalausfall war.


    Schaub hat schon oft bewiesen, dass er guten Fußball spielen kann. Gestern und auch in den Spielen davor, war davon aber wenig zu sehen. Formkrisen sind normal. Genau dafür hat man im Kader Alternativen verpflichtet. Natürlich auch Hannover 96. Und es gibt inzwischen sogar die Möglichkeit, fünf Spieler zu tauschen (man muss als Trainer also nicht mehr sparsam und vorsichtig sein). Ich finde es ja gut, dass Leitl treu zu seinen Stammkräften steht und sie nicht gleich fallen läßt, wenn sie mal ein schlechtes Spiel machen. Aber eine Auswechslung zur Pause, wenn ein Spieler mal einen schlechten Tag hat, ist nicht ehrenrührig und keine Abstrafung. Außerdem geht es ja hier nicht nur um Schaub und seine Befindlichkeit, sondern um den Erfolg von Hannover 96 und auch um die Spieler, die da auf der Bank sitzen und auf eine Chance hoffen. Ich denke da u.a. an Foti oder auch Ernst.


    Schaubs Auftritt hat mich trotzdem nicht so überrascht. Ist ja eine Frage der Erwartungshaltung. Überrascht war ich von Leopold. Von dem habe ich mir deutlich mehr versprochen, auch weil er ja in den letzten Spielen durchaus überzeugend aufgetreten ist. Ich werfe ihm gar unbedingt diese beiden vermurksten Ecken vor, sondern vielmehr sein Defensivverhalten und diese Unkonzentriertheiten. Ich weiß gar nicht, was der gestern gespielt hat: Ein 6er (defensives Mittelfeld) war es nicht und auch nicht einen 8er (Verbindung Mittelfeld-Offensivkräfte). An der Entstehung der beiden Tore schreibe ich ihm eine deutliche Mitverantwortung zu, da er die entsprechenden Räume nicht abgedeckt und damit für die Lücken gesorgt hat, die erst die entsprechenden Situationen ermöglicht haben.


    Unter dem Strich und nach einer Nacht bin ich nicht unzufrieden mit dem Ergebnis. Sie sind zurückgekommen und zum Schluß hin wäre sogar noch ein Sieg möglich gewesen. Sie haben nämlich nicht wie häufiger zu sehen abgebaut, sondern sich eher noch gesteigert zum Ende hin. Das Spiel war angemessen für eine Zweitligatruppe aus dem oberen Mittelfeld. Wenn hingen man an die Spitze will, war das zu wenig.

  • Hertha hat das Pressing halt wirklich gut gespielt, und das gelingt denen gewiss auch nur ab und an Mal derart gut, aber gestern war es dann halt Mal so. Dass man dagegen dann sofort mit Taktik-, System- und\oder Auswechslungen reagieren muss, muss dann aber doch auch nicht derart zwingend sein.

    War da Hertha wirklich so gut unterwegs oder wir so ausrechenbar? Wir haben wirklich jeden Aufbau über rechts probiert. Köhn lief irgendwo an der Mittelfeldlinie rum und Dehm hat sich angeboten. Dann war das doch sehr einfach für die Hertha zu pressen, weil die eben nur eine Seite zu bespielen hatten. Genau das hat Dardei bemerkt und so ist Berlin nach 5-10 Minuten besser ins Spiel gekommen.


    In der zweiten Halbzeit ging der Aufbau dann öfter durch die Mitte und über Links durch M‘Bi. Schaub wurde auch zusätzlich als Anspieloption in die Mitte geschoben, was auch sein grausames Spiel weniger grausam gemacht hat. Somit war für Berlin nicht mehr so ganz klar wohin die Pressen müssen, weil es eben auch mal nach links ging.


    Ich finde solche kleinen taktischen Änderungen sollte der Trainer unbedingt auch während des Spieles gerne vornehmen, dass er das Problem gesehen hat ist ja klar und war in HZ zwei zu sehen.


    Und da verstehe ich dann alle die Leitl kritisieren zu spät zu Handeln.

  • Kai Da sehe ich doch vieles genauso wie du. Aber ob Kader, Trainer und alles weitere aktuell derart stark sind, dass ein Aufstieg nicht nur möglich ist, sondern wahrscheinlich sein sollte, ist doch eine etwas andere Frage als die, auf die ich reagiert habe. Aktuell sehe ich es so, dass sich Leitl und die Mannschaft im Vergleich zur ersten Saison stabilisieren konnten. Mehr nicht, aber ich denke, das ist halt absolut im Plan. Schneller geht das nur mit viel Glück, Glücksgriffen etc. Insofern sehe ich nicht, dass da wirklich eine aufstiegsbereite Mannschaft allwöchentlich auf dem Platz steht. Sondern eine, die da irgendwann mal hin will. Was automatisch bedeutet, dass sie es aktuell nicht ist, was man dann eben auch auf dem Platz sehen muss. Bspw. daran, dass sie mit gut gespieltem Pressing nicht klarkommt, immer Mal wieder Grottenhalbzeiten drin hat, dann zu langsam und wann zu unkonzentriert agiert, individuell gut bis herausragend besetzte Mannschaften nicht schlagen kann etc. pp.

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  • Ja - das war ein interessantes Spiel gestern. Zumindest aber stimmt die Moral - ich denke, dass wir das Spiel vor genau einem Jahr ganz sicher verloren hätten.


    Ich teile die Meinung, dass Hertha sehr gut auf die 96 - Offensive eingestellt war. Köhn wurde z. B. konsequent gedoppelt. Nicht auf dem Radar hatten sie die Überraschungsmomente, nämlich den spektakulären Alleingang von Neumann und den Sahnepass von Halstenberg.

    Schaub hat halt seine Grenzen, wenn es um sein Durchsetzungsvermögen geht...und wenn er es mit zweikampfstarken Gegnern zu tun hat, die dann auch noch durch gutes Stellungsspiel seinen Aktionsradius einengen, dann gelingt ihm nicht mehr viel. Ggf. liegt es ja auch an seiner Konstitution. Ich habe akzeptiert, dass er kein Wunderspieler ist - wir spielen ja mit dem Kader auch nicht wirklich um Platz Eins.


    Aufpassen muss 96 bei Mannschaften, die ein gutes Umschaltspiel haben. Das ist gestern und auch gegen Pauli gerade noch einmal gut gegangen - es sah nicht immer souverän aus aber weitaus besser als letzte Saison.

  • Die taktische Umstellung zur Halbzeit hat sich ausgezahlt, dadurch haben sich nach und nach mehr Räume in Ballbesitz ergeben.


    Dennoch habe ich es auch so gesehen, dass Hertha ein ziemlich gutes Auswärtsspiel gemacht hat. Die waren optimal gegen uns eingestellt und in der ersten Halbzeit haben sie das dann nahezu perfekt auf den Platz gebracht.


    Letztendlich war das Unentschieden aufgrund der deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit verdient. Wie Stephan535 schon schrieb, muss das Team noch stabiler/kreativer werden, wenn es gegen hochpressende Teams geht. Nach dem Spielverlauf bin ich zufrieden mit dem Remis.

  • Kai Da sehe ich doch vieles genauso wie du.

    Dann liegt wohl ein Mißverständnis vor. Ich habe deine Aussage

    Hertha hat das Pressing halt wirklich gut gespielt, und das gelingt denen gewiss auch nur ab und an Mal derart gut, aber gestern war es dann halt Mal so. Dass man dagegen dann sofort mit Taktik-, System- und\oder Auswechslungen reagieren muss, muss dann aber doch auch nicht derart zwingend sein.

    so verstanden, als wenn du meinst: "Berlin hat wirklich gutes Pressing gespielt und da kann man da halt nichts machen. Pech gehabt. Hilft alles nichts. Muss man so hinnehmen und akzeptieren." ;)

  • Nun ja, es ging darum, dass man da quasi sofort drauf reagieren müsste, mit Umstellungen, Auswechslungen etc. Und dass dann ein derart gut vorgetragenes Pressing quasi ausgecoacht werden könnte, und damit eben alles gut würde. Dagegen würde ich schon sagen, dass du da weniger Chancen hast, als erstmal gedacht, wenn die pressende Mannschaft diesbezüglich halt einen richtig guten Tag erwischt hat. Dass man dann halt nichts machen kann, ist aber schon ein ganzes Stück weiter. Sie haben ja auch was gemacht, die langen Bälle früher gespielt. Und ansonsten kann man das aushalten und abwarten, was ja auch nicht Nichtstun ist.

  • Tja, und um es nochmal bezüglich des anderen Themas ein wenig einzurunden: Natürlich würde ich von Bayern oder naheliegender etwa dem kleinen HSV erwarten, dass die da auch taktisch und spielerisch gegen vorgehen und zwar erfolgreich. Auf diesem Niveau sehe ich die Mannschaft aber halt nicht, sondern auf einem, mit dem sie das eben aushalten und auf ihre Chance warten können sollten. Oder auch zurückkommen, wenn es wie gestern mit aushalten nicht so dolle klappt, es also 2 Tore gibt. Dann aber eben trotzdem abzuwarten. Bis der Gegner es eben nicht mehr so spielen kann wie zuvor. Haben sie dann letztlich genauso gemacht. Und eventuell würde auch ein Leitl das halt mit einer anderen Mannschaft eher taktisch und mit einer Menge Umstellungen zu lösen versuchen. Aber eben mit dieser nicht, da die Gefahr besteht, dass er sie überfordert und dadurch erst Recht alles in die Binsen gehen lässt.